Tornados auf der Sonne
Tornados gibt es nicht nur auf der Erde. Ein auf den ersten Blick sehr ähnliches Phänomen, wenn auch im ungleich größeren Maßstab, haben walisische Physiker auf der Sonne beobachtet. Mithilfe eines Sonnenobservatoriums in der Erdumlaufbahn filmten sie Schwaden heißen Gases, das sich über mehrere Zehntausend Kilometer in die Höhe schraubte.
Bilder: NASA/Goddard/Li/University of Aberystwyth
Auf seiner schraubenförmigen Bahn erreicht das Gas Geschwindigkeiten von 300.000 Kilometern pro Stunde, schätzen die Forscher um Xing Li von der Universität Aberystwyth. „Vermutlich sind dies die ersten Filmaufnahmen eines derart großen Sonnentornados“, so Li. Der Astronom und Kollegen stellen ihre Beobachtung auf der gemeinsamen Tagung der deutschen und englischen astronomischen Gesellschaften in Manchester vor.
Li und Kollegen fanden das Tornado-ähnliche Gebilde auf Filmaufnahmen, die ein Beobachtungssatellit in der Erdumlaufbahn, das Solar Dynamics Observatory, im September letzten Jahres gemacht hatte. Die Struktur aus bis zu 2 Millionen Grad Celsius heißem und im extremen Ultraviolett strahlendem Gas baute sich hart am Rand der Sonnenscheibe auf, sodass sie im Profil gut zu studieren war.
Irdische Tornados entstehen, wenn feuchte Luft aufsteigt und das enthaltene Wasser rasch kondensiert, sodass die freigesetzte Wärme die Aufwärtsbewegung zusätzlich verstärkt. Das Phänomen auf der Sonne ging dagegen auf heißes und elektrisch geladenes Gas zurück, das in die Höhe geschleudert wurde und sich um die Magnetfeldlinien über der Sonnenoberfläche wand.
Forschung: Xing Li, Huw Morgan und D. Leonard, Institute of Mathematics and Physics, Aberystwyth University
Präsentation auf dem National Astronomy Meeting 2012, Manchester
WWW:
Institute of Mathematics and Physics, Aberystwyth University
Solar Dynamics Observatory
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